Fortbewegung


Bilder mit freundlicher Genehmigung. ©Alexandra Stoffers. Flickr.de

Allgemeines


Kaninchen können sich auf verschiedene Art- und Weise fortbewegen. Zu den arttypischen Bewegungsmustern des Kaninchens gehören:

  • Hoppeln, rutschen (Drescher 1998)
  • Rennen/flüchten
  • Wenden (Drescher 1998)
  • Hakenschlagen (Drescher 1998)
  • Kapriolen (Drescher 1998)
  • Springen, hochspringen und springlaufen (Drescher 1998)
  • Scharrgraben, schaufeln (Drescher 1998)
  • Aufrichten

Hoppeln/Flüchten


Da die Hinterbeine des Kaninchens doppelt so lang sind wie seine Vorderbeine können Kaninchen nur mühsam gehen und bewegen sich vorzugsweise hoppelnd fort. Die kräftigen Muskeln der Hinterläufe haben eine weniger dichte Muskelfaserstruktur als die der Vorderläufe und sind sehr elastisch.

Während der Nahrungsaufnahme und in vertrauter Umgebung bewegen sich Kaninchen rutschend oder hoppelnd vorwärts, wobei die Hinterläufe immer vor die Vorderläufe gesetzt werden. Beim Rutschen rückt das Kaninchen langsam mit den Vorderbeinen vor. Kann es nicht mehr weiter greifen, werden die Hinterbeine nachgezogen („rutschen“).

Hoppelsprünge können mit unterschiedlicher Weite und unterschiedlicher Geschwindigkeit durchgeführt werden, wobei Kaninchen bis zu 40 Stundenkilometern schnell werden können. Diese Geschwindigkeit wird allerdings nur auf kurzen Strecken gehalten (Leicht 1979).

Nach Drescher (2003) beträgt die Weite für Hoppelschritte:

  • 1 Hoppelschritt : 2,1fache Kaninchenkörperlänge
  • 2 Hoppelschritte: 3,3fache Kaninchenkörperlänge
  • 3 Hoppelschritte: 4,5fache Kaninchenkörperlänge

Mit freundlicher Genehmigung. ©Alexandra Stoffers. Flickr.de

Das bedeutet für verschiedene Rassen:

  • Farbenzwerg: Gewicht ca. 1 kg, Körperlänge ca. 25 cm bis 30 cm
    • 1 Hoppelschritt : 52,5 cm – 63 cm
    • 2 Hoppelschritte: 82,5 cm – 99 cm
    • 3 Hoppelschritte: 112,5 cm – 135 cm
  • Zwergwidder: Gewicht ca. 2 kg, Körperlänge 30 cm bis 45 cm
    • 1 Hoppelschritt : 63 cm – 94,5 cm
    • 2 Hoppelschritte: 99 cm – 148,5 cm
    • 3 Hoppelschritte: 135 cm – 202,5 cm
  • Deutscher Riese: Gewicht ab 5,5 kg, (ideale) Körperlänge ca. 72 cm
    • 1 Hoppelschritt : 151,2 cm
    • 2 Hoppelschritte: 237,6 cm
    • 3 Hoppelschritte: 324 cm

Mit freundlicher Genehmigung. ©Alexandra Stoffers. Flickr.de

Abbildung 1: Fluchtsprünge. Wenn Kaninchen richtig rennen beträgt ein einziger Hoppelsprung etwa das 5fache ihrer Körperlänge. Bei einem 2 kg schweren Kaninchen sind das pro Sprung etwa 150 bis 225 cm.

Beim Flüchten wird die Zahl der Sprünge in einer Zeiteinheit und die Sprungweite vergrößert. Die Vorderbeine werden dabei nahezu waagrecht nach vorne geworfen, so ist das Tier einen Augenblick völlig gestreckt. Die Füße berühren sind mehr gleichzeitig und nebeneinander den Boden, sondern gegenseitig versetzt. Während beim Hoppeln der Hinterfuß komplett aufgesetzt wird, berühren beim Flüchten nur die Zehen den Boden (Leicht 1979).

„Gehen“


In fremder Umgebung oder bei der Erkundung eines unbekannten Objekts zeigen Kaninchen oft ein hochbeiniges Gehen.

Sprungbewegung


Mit freundlicher Genehmigung. ©Alexandra Stoffers. Flickr.de

Kaninchen können verschiedene Sprungbewegungen ausführen. Kaninchen, welche Spannungen abbauen, zeigen häufig Kapriolen („Freundensprünge“), Hoch- und Weitsprünge gehören mit zum Feindmeide- bwz. Fluchtverhalten.

Kaninchen können Sprünge auf der Stelle von bis zu 2 m Höhe ausführen, wobei dies wohl eine Mischung aus springen und klettern ist.

Die Weltrekorde von Kaninchen liegen im Weitsprung liegt bei 300 cm (Aufgestellt am 12.6.1999 von Maria B. Jensen mit ihrem Kaninchen Yabo (Holländer) in Dänemark) und im Hochsprung bei 99,5 cm (Am 28.6.1997 von Tine Hygom mit ihrem Kaninchen Tosen (Holländer) in Dänemark aufgestellt). (Quelle: kaninhop.jimdo.com).

Scharren/Graben


Gegraben wird vor allem mit den Vorderpfoten, mit den Hinterbeinen wird die Erde nach hinten geschleudert. In manchen Fällen wird die Erde auch mit Vorderpfoten und Brust schiebend aus dem Bau befördert. Bis zu 1,80 m weit kann ein Kaninchen pro Nacht graben (Myers und Poole 1963). Gegraben wird zum Anlegen von Bauten und zur Nahrungssuche.

Schwimmen


Kaninchen gehen in der Regel nicht gerne ins Wasser, können aber durchaus schwimmen. So wurden in seltenen Fällen Kaninchen beobachtet, die über einen 40 m breiten Wasserlauf schwammen, um gute Futterplätze zu erreichen (Creutz 1953).

Quellen


Boback, Alfred W.; Das Wildkaninchen: (Oryctolagus cuniculus (Linné, 1758); 2., unveränd. Aufl.; Nachdr. der 1. Aufl., Wittenberg Lutherstadt, Ziemsen, 1970; Hohenwarsleben; Westarp-Wiss.-Verl.-Ges.; 2004; (Die neue Brehm-Bücherei; 415); ISBN 3-89432-791-X

Creutz, G. (1953) in Leicht, Walter H.: Tiere der offenen Kulturlandschaft, Heidelberg, Quelle und Meyer; Teil 1, Feldhase, Wildkaninchen; 1979; Ethologie einheimischer Säugetiere, 1; ISBN 3-494-00937-6

Drescher (2003); In: Kongress Mensch und Tier – Tiere in Prävention und Therapie 2007

Drescher, B. (1998): Verhalten und Verhaltensstörungen beim Hauskaninchen. Zeitschrift für ganzheitliche Tiermedizin 4/98, S. 129-132

Hediger,H: Jagdzoologie – auch für Nichtjäger. Basel (Reihhardt)

Leicht, Walter H.: Tiere der offenen Kulturlandschaft, Heidelberg, Quelle und Meyer; Teil 1, Feldhase, Wildkaninchen; 1979; Ethologie einheimischer Säugetiere, 1; ISBN 3-494-00937-6

Myers, K. u. W. Poole (1963): A study of the biology of the wild rabbit in confined populations. C.S.I.R.O. Wildl. Res. 8, 166-203

Schlolaut, W. (Hrsg) in Zusammenarbeit mit Lange, K.; Das große Buch vom Kaninchen; 3., erw. Aufl.; Frankfurt am Main; DLG-Verl., 2003; 488 S.; ISBN 3-7690-0592-9

kaninhop.jimdo.com (Stand April 2011)